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2016
27
Sep

Unser Törn ostwärts von Tonga nach Tahiti: Zusammenfassung

Wenn andere Cruiser von unserer Reise von Tonga nach Tahiti Richtung Osten hörten/lasen, reichten die Reaktionen von Horror bis Bewunderung. ‘Ihr fahrt in die falsche Richtung!’ Als Segelschiffe noch die einzige Transportmöglichkeit für Waren und Personen über die Ozeane darstellen, segelten sie auch zu allen Jahreszeiten in alle möglichen Richtungen, aber es scheint, dass während der letzten Jahrzehnte unter Cruisern ein Konsens festgelegt wurde, dass Segeljachten niemals gegen den Passtwind reisen können (das liegt vielleicht an Bibeln wie Jimmy Cornell’s ‘World sailing routes und Seminaren für Puddle Jumper). Die Leute meinten, dass wir die ganze Zeit hin und her gegen den Passat aufkreuzen würden. Ja, wir segelten die meiste Zeit hart am Wind, aber das Leben an Bord erscheint uns auf einem krängenden Boot mit konstantem Segeldruck sogar angenehmer, als das ewige Rollen bei Vorwindkursen. Großteils versuchten wir, während Süd- und Nordwindphasen Ostmeilen zu machen. Der Wi
nd dreht in dieser Gegend immer dann herum, wenn ein Trog vorbeizieht und wenn die SPCZ (South Pacific Convergence Zone) über dem Südpazifik hängt, geschieht das etwa einmal pro Woche.

Unser System war simpel: wir segelten los, sobald der Wind begann sich zu drehen und versuchten den Schutz einer Insel zu erreichen, bevor der Ostpassat wieder einsetzte. Zwischen Tonga und Tahiti liegen zahlreiche Inseln, die meisten davon haben nur auf der Westseite offene Ankerplätze/Bojenfelder und diese sind geradezu ideal, um Ostwinde auszusitzen.

Tongatapu nach Niue:
Am 10. August begannen wir den ersten Abschnitt von Tonga weg in sehr rauem Wetter mit 25 bis 30 Knoten SSO Wind, während der nächsten zwei Tage drehte der Wind auf SO, es blies aber immer noch mit 20+, Pitufa machte Etmale um die 120 Seemeilen und wir erreichten Niue nach anderthalb Tagen. Wir verbrachten 5 Tage dort und nutzten die Zeit, um Teile der Insel zu erkunden, die uns beim ersten Stopp entgangen waren. (320 Seemeilen Luftlinie, 322 gesegelte Meilen).

Niue zum Beveridge Reef:
Am 16. August drehte der Wind auf ONO (das Bojenfeld in Niue wird bei Nordkomponente im Ostwind schon ungemütlich) und wir segelten wieder los, kreuzten einmal auf, dann drehte der Wind auf NO, wir segelten O und erreichten das Beveridge Riff mit der letzten Brise vor einer zweitägigen Flaute. Perfekt! (135 Seemeilen Luftlinie, 155 Seemeilen gesegelt)

Beveridge Reef nach Palmerston:
Am 20. August drehte der Wind auf SW, somit segelten wir auf einem SO-Kurs los. Wir wußten noch nicht, welche der Cook Inseln wir anlaufen würden, aber sie sind so praktisch weitgestreut, dass man sicher sein kann, eine zu treffen. Im Endeffekt wurde es Palmerston und wir blieben eine Woche (285 Seemeilen Luftlinie, 305 gesegelte Seemeilen).

Palmerston nach Rarotonga:
Am 30. August behauptete das Grib File eine Winddrehung auf NO und wir segelten los, aber der Wind blieb einen ganzen Tag auf O (manchmal sogar OSO) und wir wurden zu weit nach Süden gedrückt. Am nächsten Tag kam der Dreher endlich und wir erreichten Rarotonga nach 3 Tagen. Wir blieben 1 Woche in der Hauptstadt der Cooks (Luftlinie 270 Seemeilen, 281 gesegelt).

Rarotonga nach Tahiti:
Der fünfte und letzte Abschnitt hätte eigentlich einfach sein sollen, weil der Kurs hinauf nach Nordosten schon bei Südostpassat möglich ist. Leider blieb der Wind zwei Tage auf NO (manchmal ONO) und wir kreuzten einmal auf, dann drehte er auf N und erstarb zu einer Brise (wir motorsegelten deshalb zwei Tage). In dieser Zeit machten wir genug Meilen nach O, sodass wir dann einen Nordkurs nach Tahiti setzen konnten als der Passat aus O wieder stark einsetzte. Mit einem Stopp bei den Austral Inseln (wir segelten an Maria und Rimatara vorbei) hätten wir uns die zwei Tage motoren ersparen können… (7 Tage unterwegs, Luftlinie 620 Seemeilen, 780 gesegelt).

Im Endeffekt brauchten wir für den gefürchteten Törn in die ‘falsche Richtung’ 5 Wochen, 3 davon verbrachten wir aber vor Anker/an Bojen vor hübschen Inseln. Wir segelten ca. 340 Extra-Seemeilen im Vergleich mit der Luftlinie von 1500 Seemeilen (Tongatapu direkt nach Tahiti). Wir mussten nur zweimal kreuzen, die restliche Zeit drehte der Wind immer so, dass er uns in einer Kurve an unser Ziel brachte. Wir hatten an 5 Tagen mehr als 20 Knoten Wind und an 4 Tagen weniger als 10 (davon motorsegelten wir an zweien), die restliche Zeit waren wir bei idealen 10 bis 20 Knoten Wind unterwegs und machten Etmale um die 120 Seemeilen. Wir sind froh, dass unser Boot gut am Wind segelt, Pitufa schlug sich tapfer, aber gegen Ende der Reise machte sich trotzdem Verschleiß am Material bemerkbar (durchgescheuerte Schoten, etc.).

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