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2017
22
Aug

Ankern in Gegenden mit Korallen

Jedes Jahr kommen Segelboote in den Tuamotus vor Anker in Schwierigkeiten: nach Winddrehern geraten viele auf Legerwall, Anker und Ketten werden in Korallen verheddert und die Resultate sind stressige Anker-auf Manöver im besten Fall und sogar verbogene Bugroller oder herausgerissene Ankerwinschen im schlechtesten Fall. Natürlich leiden die zarten Korallenstrukturen ebenfalls unter solchen vermurksten Manövern. Ist es nicht viel schöner, über bunten Korallen und Fischen zu schwojen als über einem toten Geröllfeld?

Es ist einfach Schaden zu vermeiden , sowohl an Korallen als auch am Boot, wenn man

  • bei guten Sichtverhältnissen ankert (den Anker nicht einfach blind wirft)
  • in seichtem Wasser ankert: 1. man sieht den Grund, 2. meist wachsen im Seichten auf den Korallensockeln weniger Korallen und 3. braucht man weniger Kette
  • versucht, einen großen Sandfleck für den Anker zu finden
  • die Kette mit Treibkörpern anhebt, sodass das Boot bei drehenden Winden schwojen kann, ohne die Kette an Koallenköpfen zu faulen
  • ein Auge auf den Wetterbericht hält und schon vor Winddrehern zu einem sicheren Ankerplatz wechselt

Die Kette mit Treibkörpern schweben zu lassen ist eine simple Prozedur. Man braucht dazu nur

  • 2 mittelgroße Fender oder Bojen
  • 2 Karabiner, die in die Kette passen
  1. Man ankert am besten in der Mitte des größten Sandflecks in der Umgebung
  2. steckt in langsamer Rückwährtsfahrt Kette
  3. behält die Korallenköpfe in der Umgebung im Blick und hängt den ersten Fender ein, bevor die Kette einen dieser Korallenköpfe erreichen könnte.
  4. Dann steckt man mehr Kette und setzt den Anker mit Rückwärtsschub.
  5. Wenn die Kettenlänge noch nicht ausreicht, kann man nun einen zweiten Fender einhängen und im Anschluss noch mehr Kette geben.

Anmerkungen:

Anchors: Auf Pitufa verwenden wir einen Bügelanker (ähnlich wie ein Rocna) als Hauptanker. Wir lieben unseren Anker weil er sich sehr schnell setzt, auch mit wenig Kette. Wir verlieren normalerweise nur etwa 20-50cm bis der Anker voll eingegraben ist. Wir haben andere Cruiser beobachtet, die sich mit CQRs und manchmal auch Delta-Ankern an Ankerplätzen mit Korallen arg plagen, weil ihre Anker eine weite Strecke pflügen, bis sie sich endlich eingraben. Da ist das Ende eines Sandflecks viel zu schnell erreicht… Es ist also wichtig, die Eigenschaften seines Ankers zu kennen und zu berücksichtigen (also z.B. statt in der Mitte am Rand eines Sandflecks das Ankermanöver beginnen), oder natürlich noch besser: Gleich mit einem guten Anker ins Cruiserleben starten!

Tiefe: Viele Cruiser haben Angst davor, im Seichten zu ankern (besonders in unkartographierten Gegenden). Pitufa’s Crew war da keine Ausnahme, aber nachdem wir Erfahrung in den Tuamotus sammeln konnten, änderten wir unsere Einstellung. Jetzt ankern wir auf Sandsockeln in 2.5-4 Metern (diese Flecken haben oft gar keine Korallenköpfe). Wenn Ankern am Sockel unmöglich ist, ankern wir in 4-8 Metern und halten die notwenigen 25-30 Meter Kette mit der Hilfe von 1 bis 2 Fendern über den Korallen. In tieferem Wasser (10 m oder mehr) wird diese Prozedur viel schwieriger: 1. Es ist fast unmöglich, im tiefen Wasser abzuschätzen, wann man wirklich in der Mitte eines Sandflecks ist und das Ankermanöver beginnen sollte, 2. das Gewicht der längeren Kette ist zu viel für mittelgroße Fender/Perlfarmbojen (man braucht größere, oder mehr davon).

Viel Spaß in den Tuamotus!

Das Prinzip einer schwebenden Kette (Klicken für ein größeres Bild)

Anfahrt zum Ankerplatz. Zwei Fender mit Karabinern liegen bereit. (Klicken für ein größeres Bild)

Hier wird der 2. Fender eingehängt (Klicken für ein größeres Bild)

Schwebende Kette (Klicken für ein größeres Bild)

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