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Cruisen in Französisch Polynesien: die besten Zeiten für die verschiedenen Archipele

Bevor wir von Panama weg segelten, sammelten wir alles, was wir zu Franz. Polynesien finden konnten, doch während wir jede Menge Statistiken und Info zu vorherrschenden Winden und Zyklonen fanden, blieben andere Parameter wie Temperatur/Dünung/Regenzeit/etc. entweder unerwähnt, oder es gab Widersprüche in verschiedenen Quellen. Wir machten den Fehler kurz vor Wintereinbruch in den Gambier anzukommen und mussten herausfinden, dass der südliche Winter viel kühler als erwartet ausfiel. Wir flüchteten vor der Kälte in die Marquesas, nur um dort in der Zeit mit dem schlimmsten Südschwell erbärmlich in den offenen Ankerbuchten herumzurollen… Nach zwei Jahren in Franz. Polynesien haben wir einiges an Info und Erfahrungen zu diesem abwechslungsreichen Segelrevier gesammelt. Hier ist eine kurze Zusammenfassung der Archipele und ihrer Jahreszeiten:

Die Passatwinde wehen zwischen Februar und April hauptsächlich aus Osten, zwischen Mai und November aus Osten bis Südosten und im Dezember und Jänner aus Osten bis Nordosten. Im Vergleich zur Karibik ist der Passat hier im Südpazifik aber wesentlich weniger verlässlich. Im südlichen Winter werden die schön ausgerichteten, parallelen Isobaren, die wir Segler uns wünschen, oft von Fronten, hervorgerufen durch starke Tiefdrucksysteme, die weit unten im Sueden vorbei ziehen, durchgeschüttelt. Im südlichen Sommer beeinflussen Konvergenzzonen die Wettermuster.

Marquesas
Die nördlichste Gruppe Franz. Polynesiens liegt außerhalb des Zyklongürtels. In den hohen, spektakulären Bergen kann man gut wandern, das oft trübe, dunkle Wasser lädt aber nicht zum Schnorcheln ein (obwohl man sogar in den Ankerbuchten tolle Begegnungen mit Mantas und Delfinen haben kann). Während der südlichen Wintermonate reicht hoher Schwell von Tiefs, die weit im Süden vorbei ziehen bis in die offenen Ankerbuchten. Die Nonos (beisssende, kleine Fliegen) sind immer lästig, aber in der Trockenzeit ist die Situation besser (Oktober – April).

Gambierinseln
Die Gambier mit ihrem perfekten Mix aus hohen, bergigen Inseln inmitten einer klaren Lagune, unberührten Korallen und hübschen Motus besucht man am besten im südlichen Sommer (die Gambier haben gut geschuetzte Buchten und ein geringes Zyklonrisiko, besonders während El-Niño-neutraler Zeiten). Dann ist es heiß (bis 30 Grad), aber normalerweise angenehm luftig (obwohl’s auch ein paar Regentage geben kann). Im Winter fallen die Temperaturen auf 18 oder gar 15 Grad, was sich nicht allzu kalt anhört, sich bei Sturm und Regen aber ziemlich frisch anfühlt…

Tuamotus
Auf den niedrigen Atollen mit ihren schönen Motus findet man Seevogelkolonien und unberührte Riffe. Von Mai bis Oktober sieht man auch Buckelwale. Zyklone treffen das Archipel nur selten, ein solcher Sturm wäre in den schlecht geschützten Atollen aber so ein Alptraum, dass wir uns in der Zyklonsaison von ihnen fern halten (obwohl wir viele kennen, die auch dann dort cruisen). Während des starken Passats im Juli und August ist es kälter, hohe Wellen füllen die Lagunen, sodass die Strömungen die Pässe schwieriger machen und die Auswahl an Ankerplätzen ist eingeschränkt.

Tahiti und Gesellschaftsinseln
Die hohen, bergigen Inseln mit ihren hübschen, türkisen Lagunen tragen die berühmtesten Namen in Franz. Polynesien. Die üppigen Berge sind toll zum Wandern, aber leider sind die Korallen in den Lagunen großteils tot, Hotels reihen sich an den Ufern aneinander und Charterboote füllen die Ankerplätze. Während der Zyklonsaison im südlichen Winter (Dezember bis April) ist das Klima heiß, schwül, drückend und während einer aktiven SPKZ ziehen viele Tiefs über die Inseln. Die beste Besuchszeit sind die kühleren, trockenen Wintermonate, das ist auch die Zeit, in der man hier Buckelwale antrifft.

Austral-Inseln
Die Îles Australes sind das am wenigsten besuchte Archipel und das hat seine Gründe. Südliche Sommer wären die angenehmste Besuchszeit, aber leider ist das auch die Zyklonsaison und die Australs liegen in der Zugbahn der Depressionen und Zyklone, die von den Cooks über Tahiti südwärts ziehen, besonders dann, wenn die Südpazifische Konvergenzzone aktiv ist. Später beginnt schon der südliche Herbst und dann ziehen Tiefs im Süden vorbei und schicken hohen Schwell und starken Wind. Eine andere Option wäre vielleicht der November, wenn es schon wieder waermer ist, die Zyklonsaison aber gerade erst beginnt.

Fahrplan für ein Jahr Cruisen in Franz. Polynesien

Die Gesetzeslage ändert sich häufig und im WWW geistert jede Menge obsolete und falsche Info herum. EU-Bürger dürfen unbegrenzt lange ohne Visum in Franz. Polynesien bleiben und seit Frühling 2014 ist die Einfuhrsteuer fürs Boot erst nach 3 Jahren fällig (außer man sucht sich einen Arbeitsplatz/kauft Grund, dann wird man automatisch ‘resident’ und die Steuer ist sofort fällig). Es ist somit sehr verlockend, nicht in einer Saison über den Pazifik zu stressen, sondern sich mehr Zeit für dieses schöne, abwechslungsreiche Segelrevier zu nehmen. Hier ist unsere Idee, wie man alle 5 Archipele zu ihrer besten Zeit innerhalb eines Jahres (oder 1 1/2) besuchen könnte (natürlich nur, wenn einem das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, was besonders in El Niño-Jahren leicht passieren kann…):

Wenn man im Dezember/Jänner von Mittelamerika/Galapagos wegsegelt, sollte man bis zu den Marquesas halbwegs stabile Passatwinde haben und kommt dort etwa im Februar in der Trockenzeit an, noch bevor die Flotte der Puddlejumper die Ankerbuchten füllt. Südschwell sollte in dieser Jahreszeit kein Thema sein, somit findet man mit ein bisschen Glück vielleicht sogar ohne Heckanker Schlaf in ruhigen Buchten.

Wenn man im April nach dem Ende der Zyklonsaison zu den Tuamotus weitersegelt, kommt man an, wenn’s noch schön warm ist und auch nicht zu windig, um die Motus rund um ein Atoll herum zu erkunden und um in den spektakulären Pässen zu schnorcheln.

Im Juli geht’s dann runter zu den Gesellschaftsinseln, rechtzeitig um das Tanzen und Trommeln beim Heiva Festival zu bewundern. Dann kann man im angenehm windigen Wetter wandern und in den Lagunen herum segeln.

Im Oktober sollte man dann nach einem Wetterfenster zu den Austral Ausschau halten (das kann eine Weile dauern) und das abgelegenste Archipel im November/Dezember erkunden.

Ein Wetterfenster, um die Gambier mit guenstigen Winden zu erreichen kann im Dezember einiges an Geduld erfordern (Konvergenzzonen bringen Nordwind, den man nutzen kann). Hat man’s allerdings dorthin geschafft, kann man in Ruhe in den warmen Sommermonaten die unzähligen Ankerplätze rund um die große Lagune erkunden. Auf die Art kann man sich das Highlight Franz. Polynesiens (unserer bescheidenen Meinung nach ;-) ) bis zum Schluss aufheben und muss nicht alle anderen Inseln an den Gambier messen (wie wir das taten).

Am Weg nach Westen zu Beginn der nächsten Segelsaison bleibt noch Zeit, um mehr von den Tuamotus und Societies zu sehen, oder man beschließt, dass noch ein weiteres Jahr notwendig ist, um Franz. Polynesien zu geniessen ;-)

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Klimadiagramm für Atuona, Marquesas (anklicken bringt größeres Bild)

Klimadiagramm für Bora Bora (anklicken bringt größeres Bild)

Klimadiagramm für Faaa, Tahiti (anklicken bringt größeres Bild)

Klimadiagramm für Takaroa, Tuamotu (anklicken bringt größeres Bild)

Klimadiagramm für Hao, Tuamotu (anklicken bringt größeres Bild)

Klimadiagramm für die Gambierinseln (anklicken bringt größeres Bild)

Climate chart

Klimadiagramm für Rurutu, Australinseln (anklicken bringt größeres Bild)

Klimadiagramm für Rapa Iti, Australinseln (anklicken bringt größeres Bild)

2 comments

  1. Günter Wulke says:

    Moin,
    Ich habe genau den selben Artikel bei Soggysaws gelesen. Schreibt ihr die Seiten von denen ab, oder ist es umgekehrt?
    Grüße

    1. Christian says:

      Da ist noch mehr von uns im soggypaws. Sollte dort allerdings nicht Pitufa dabei stehn, dann geht was nicht mit rechten Dingen zu

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