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Cruising-Info zu Raivavae

Update 2022: Leider hat die Anti-Cruiser Kampagne einer kleinen Gruppe sowohl die Bevölkerung, als auch den Bürgermeister überzeugt, Segelboote aus der Lagune zu verbannen. Es ist nun nicht mehr möglich, rund um die Hauptinsel und bei den Motu zu ankern… Offiziell dürfen Segelboote nur noch 72 Stunden in der Bucht vor dem Hauptdorf Rairua ankern.

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Raivavae liegt etwa 380 Seemeilen SSO von Tahiti, etwas südlich vom südlichen Wendekreis.
Raivavae ist eine hübsche kleine Insel mit steilen Bergen, fruchtbaren Hügeln auf denen ein Mix aus tropischer Vegetation und eingeführten Pinien wächst und unzähligen Bananen- und Taroplantagen. Es wird von einer schmalen, türkisen Lagune mit vielen Motus umrahmt. Wir wurden an eine unglaublich ruhige, verschlafene Version einer der Gesellschaftsinseln erinnert. Kleine Dörfer ziehen sich entlang der Küstenstraße um die Insel. Trotz der Versicherungen des Bürgermeisters, dass Unmengen von Touristen die Insel besuchten, sahen wir kaum Besucher, abgesehen von den wenigen Jachten, die vorbei kamen. Wir verbrachten 3 Wochen im April und Mai 2015 in Raivavae (wechselhaftes Wetter, viel NW Wind und einige Tiefs), kamen im November 2017 zurueck (eine Woche Regen ohne Pause) und dann noch einmal im November/Dezember 2018 (3 Wochen, meist sonnig).

Die beste Zeit für einen Besuch

Die Îles Australes sind etwas schwierig in einen Cruising-Fahrplan zu integrieren. Der südliche Sommer wäre die angenehmste Zeit für einen Besuch, aber leider liegen die Inseln in der Zugbahn der Tiefs und Zyklone, die im speziellen dann, wenn die Südpazifische Konvergenzzone aktiv ist, von den Cooks oder Tahiti nach Süden ziehen. In der Zyklonsaison 2014/15 zogen viele Tiefs vorbei, somit warteten wir auf den Gambierinseln bis April, bevor wir uns nach Raivavae aufmachten. Leider setzte dann schon der kühle südliche Herbst ein, während dem zahlreiche Tiefs im Süden vorbeiziehen und starken Wind und hohe Dünung herauf schicken. Eine andere Option wäre ein Besuch im November/Dezember, wenn’s schon warm ist, die Zyklonsaison aber erst beginnt.

Shopping und Infrastruktur

Wir meldeten uns bei der Gendarmerie in Rairua und bekamen Info zu Wanderungen von dem freundlichen Gendarmen (wie sich herausstellte, die einzige Info-Quelle für Touristen — er kopiert auf Anfrage auch eine Karte der Insel!). Es gibt ein Postamt mit einem Bankomaten(!) und einem Mana-Spot (leider ist das WiFi-Signal so schwach, dass das Internet nur in direkter Umgebung der Post funktioniert). Es gibt kein Trinkwassersystem und die Müllentsorgung schien auch ziemlich fraglich als wir dort waren (angeblich kümmert sich der neue Bürgermeister um Reformen). Es gibt 2 kleine Shops in Rairua und auch einen in jedem anderen kleinen Dorf (in Anatonu, Vaiuru, neben dem Flughafen und am südlichen Ende der kurzen Route Traversiere). Das Geschäft in Vaiuru hat eine kleine Tankstelle (nur Diesel). In Manahatoa fanden wir einen Franzosen, der Gemüse und Salat anbaut (nach Edmond fragen) und er lieferte säckeweise frisches Gemüse für uns ans Dock (angeblich kommt er jeden Freitag vorbei). Wir hörten, dass ein Bäcker jeden Morgen Baguettes rund um die Insel ausliefert, warteten von 7 bis 8 beim Postamt in Rairua auf ihn, nur um dann zu erfahren, dass er an dem Morgen schon um halb sieben dort war… Nach dieser Erfahrung machten wir keinen weiteren Versuch Baguettes zu kaufen.

Wandern und Radeln

Wir borgten uns für einen Tag zwei Räder beim Magasin Louise (Rairua, 600 CFP pro Rad) aus. Eine Radtour auf der 23 km langen Küstenstraße ist eine gute Gelegenheit, die ganze Insel in wenigen Stunden zu sehen. Die Straße ist großteils betoniert, im Süden ist es eine Sandpiste mit vielen Schlaglöchern.

Es gibt zwei Route Traversiere, die über den Kamm vom Norden zum Süden der Insel führen, somit kann man retour gut über die Küstenstraße eine Rundwanderung machen (Autostoppen funktioniert mangels Verkehr nicht so gut). Wir wanderten auch zum Kamm des Mt. Hiro, dem höchsten Gipfel der Insel. Der Pfad beginnt in Anatonu (einfach dort nach dem Weg fragen) und ist anfangs im dichten Unterholz schwer auszumachen. Weiter oben am Berg ist er allerdings klar sichtbar. Er führt erst durch den Wald und dann entlang steiler Klippen wo ein wenig Kletterei notwendig ist. Nach etwa einer Stunde erreicht man den Kamm und die Aussicht über die Insel und die ganze Lagune ist einfach unglaublich. Der Weg führt dann auf dem Kamm entlang über mehrere kleinere Gipfel zum Mt. Hiro.

Natur

Fischen ist wegen Ciguatera in der Lagune nur sehr eingeschränkt möglich (nur wenige Arten gelten als unbedenklich), trotzdem sahen wir kaum Fische. Leider sind auch die Korallen großteils tot. Auf den Bergen sahen wir viele Rotschwanz-Tropikvögel, aber merkwürdigerweise nur wenige Noddies und Feenseeschwalben, obwohl die Vegetation mit vielen endemischen Büschen recht abwechslungsreich ist — vielleicht haben die Einheimischen in der Vergangenheit zu viele Vögel gejagt bzw. Eier gesammelt.

Charts

Bei der Einfahrt durch den Nordpass zeigte sich, dass die Navionics charts ziemlich verschoben waren, auch CM93-2011 schien leicht daneben. Überraschenderweise waren die Garmin Bluecharts 2008 am korrektesten. Der Pass und der Kanal nach Rairua sind klar markiert (obwohl eine Peilbake fehlte). In der restlichen Lagune kann man die Charts eher als Richtlinie sehen, viele Untiefen und Korallenköpfe sind nicht verzeichnet.

Ankerplätze und Navigation in der Lagune

Der Ankerplatz vor dem Hauptort Rairua ist bei Winden von SW über S bis O geschützt, aber aus NO bis NW baut sich eine erhebliche Windsee auf. Wir ankerten etwa 180 m NW des Docks in 12 m auf Sandboden. Die Kette kann sich an einigen Felsen/Korallen am Boden verheddern.

Raivavae hat eine sehr schmale Lagune, aber entlang der Nordküste zieht sich ein tiefer und teilweise markierter Kanal, der uns gefahrlos navigierbar erschien. Bei Südwind kann man in der Nähe von Anatonu ankern, was besonders praktisch ist, wenn man auf den Mt. Hiro will, weil der Pfad direkt dort beginnt. Wir ankerten in 6 m auf Sand mit Fendern an der Kette, um diese von Korallenköpfen fern zu halten auf 23° 51.140′ W147° 37.887′ (näher am Ufer sind seichte Bommies).

Am Ostkap bei Ile Hotuatua wird die Navigation etwas kniffliger. Innerhalb der Insel befindet sich eine Sandbank mit Tiefen um die 2-3 m. Wir fuhren außen um die Insel herum und fanden einen tiefen (min. 5 m) aber schmalen Kanal. Wir passierten ein ‘Tor’ zwischen zwei seichten Korallenköpfen. Die folgenden Wegpunkte führen durch diese enge Passage:

WP1 S23° 51.287′, W147° 36.884′
WP2 S23° 51.350′, W147° 36.825′

Der weitere Weg um Hotuatua herum ist frei (Minimum 5 m). Wir hatten viel ungewöhnlichen Westwind und fanden gleich neben dem Inselchen einen geschützten Ankerplatz in Sand zwischen Bommies. Wir ankerten wiederum mit Fendern auf der Kette in 5.5 m neben Ile Hotuatua auf S23° 51.543′, W147° 36.983′

Die Lagune im Süden ist generell seicht (zwischen 5 und 10 m) mit vielen steil aufsteigenden, kleinen Korallenköpfen, somit sollte man nur Mittag bei blauem Himmel mit einem Ausguck am Bug navigieren. Am südlichen Barriereriff fanden wir einen Ankerplatz neben dem Motu Vaiamanu (Motu Piscine) mit seinen hübschen, weißen Stränden. Wir ankerten in 6-7 m zwischen vielen Bommies auf S23° 52.924′, W147° 37.389′ und verwendeten wie immer zwischen Korallen zwei Fender, um die Kette über den Bommies zu halten.

Während wir in Raivavae waren, zogen einige Tiefs und Fronten vorbei mit Winden aus N und NW (Dauerwindstärken um die 30 Knoten, Böen bis 50 kn). Nachdem wir zwei in der angeblich sicheren, aber sehr schaukeligen Ankerbucht von Rairua ausgesessen hatten, verzogen wir uns für die stärkste Front in eine runde kleine Ausnehmung im Saumriff (S23° 52.2′, W147° 38.3′) an der Südküste in der Nähe von Vaiuru. Wir brachten zwei Anker in einer Bahamian mooring aus, um das Boot am Schwojen zu hindern, weil die ‘Bucht’ nur etwa 150 m Durchmesser hat. Während des starken Nordwinds spürten wir kaum Wind, es bauten sich auch keine Wellen auf, aber starke Böen wurden über den Bergkamm gewirbelt und trafen uns aus SO und SW(!).

Wir versuchten nicht ganz um die Insel herum zu segeln, weil wir vor Untiefen im trüben Wasser beim Westkap gewarnt wurden, kennen aber einige Boote, die rundherum gefahren sind. Die Motus am oestlichen Barriereriff sind schwierig was Anfahrt und Ankern betrifft, weil das Wasser trueb und voller seichter Korallenkoepfe ist.

Wenn man vorhat, Motus zu besuchen, wird erwartet, dass man vorher die Besitzer um Erlaubnis fragt. Wir mussten ein wenig herum fragen, fanden aber die Besitzer jener Motus, die uns interessierten.

Unsere GPS Tracks

Fotogalerie

Raivavae, Iles Australes

Wir besuchten Raivavae im Mai 2015 im suedlichen Herbst. Es war schwierig ein Wetterfenster zum Hinsegeln zu finden und noch schwerer wieder wegzusegeln. Wetterkapriolen der hochaktiven Suedpazifischen Konvergenzzone bescherten uns viele Tiefs. Hier sind einige Impressionen der wenigen sonnigen Tage.

(50 Fotos)

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1 comment

  1. Twiganauten says:

    Wir folgen, ….. wenn der Wind passt!!!!!
    Wir genießen derzeit die Gambies, wollen Anfang Juli in Tahiti sein, na vielleicht sehen wir uns irgendwann, irgendwo,….
    verfolgen eure Website, danke für die guten Tipps
    Liebe Grüße
    Helga und Peter

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