Die Inseln im Westpazifik sind berüchtigt für bakterielle Infektionen. Trotz ständiger Desinfektion hat sich einer meiner vielen Schlumpf-Kratzer entzündet, als wir in Simons Naturschutzgebiet gearbeitet haben. Ein fieser Virus ist in meine Blutbahn gelangt, ich bekam Schüttelfrost, Fieber und dann ist mein Knie spontan melonengroß geschwollen.
Einen Tag später (2. Juli) segelten wir zurück nach Honiara, Antibiotika-Infusionen bei BS Medical, Ultraschall bei Frontier Radiology – vielen Dank an alle Ärzte und Krankenschwestern, die ihr Bestes gaben, um mir zu helfen. Als die Infektion nach einer Woche nicht nachließ (und die meisten meiner Venen durch Cloxacillin-Infusionen verbrannt und verstopft waren), befürchteten wir, wir hätten es mit MRSA-resistenten Bakterien zu tun, und dafür gibt es auf den Salomonen keine Antibiotika.
Nach einem Anruf bei unserer Versicherung humpelte ich am 9. Juli in den nächsten Flug nach Brisbane, nahm ein Taxi zur Notaufnahme des Royal Brisbane and Women’s Hospital und wurde nach einigen Hürden eingeliefert. Das Antibiotikum Clindamycin zeigte bald Wirkung, aber die Ärzte empfahlen trotzdem eine Operation, um den Abszess zu entfernen, der sich auf meiner Kniescheibe gebildet hatte.
Das nette OP-Team spielte für mich „Rage gegen die Maschine“ und ließ mich bei der Prozedur zusehen, aber ich war trotzdem überrascht, dass sie auf einem 4 cm langen Schnitt statt einer minimalinvasiven Operation bestanden – vielleicht dachten sie, eine Operation im Salomonen-Stil wäre für eine toughe Insulanerin angemessener …
Zwei Tage nach der OP sah ich die Wunde zum ersten Mal. Sie sah ganz trocken und sauber aus, war aber riesig. Eine weitere Geschichte, die mein vernarbtes, knubbeliges Knie erzählen kann. Die neue Wunde verläuft quer über einen alten Kiesausschlag von damals, als ich mit 16 zu schnell mit meinem Moped um eine Kurve gefahren bin, rechts daneben die Narbe von damals als ein Stück Klippe mit mir drauf in Fr Poly abrutschte, und links außen jene, als ich auf der Suche nach meiner lieben kleinen Leeloo im Busch von einem Felsen rutschte.
Ich war so froh, fast ohne zu hinken gehen zu können, als ich noch am selben Tag aus dem Krankenhaus entlassen wurde – eine halbe Stunde später Migräne, Übelkeit, kalter Schweiß. Alle Symptome verschwanden, sobald ich mich hinlegte, und kamen zurück, als ich wieder aufstand. Habe nachgelesen: ein Leck der cerebrospinalen Flüssigkeit, verursacht durch den Kreuzstich. Habe das Krankenhaus angerufen, ich könne in die Notaufnahme kommen und dort ein paar Stunden sitzen (super), bis ich aufgenommen werde, oder mich zu Hause ausruhen und einen Krankenwagen rufen, falls es schlimmer wird. Ich habe mich für Letzteres entschieden und heute geht es schon ein bissl besser. Kann bei mir nie irgendwas einfach ganz normal laufen?