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2017
21
Jun

Vogelinseln in Gefahr

Tahanea war das erste Atoll, das wir je besuchten. Wir waren von den Vogelkolonien und gesunden Korallenriffen verzaubert und erwarteten ebensolche Paradiese auf anderen Atollen, doch wir wurden enttäuscht, wohin wir auch segelten. Auf bewohnten Atollen wurden die Motus niedergebrannt (‘gereinigt’) und die einheimischen Büsche und Bäume durch Kokosplantagen ersetzt, wo die Leute Kopra produzieren, das später zu Palmöl verarbeitet wird. Hier in Französisch Polynesien ist der Preis von Kopra nach wie vor gestützt, sodass die Einheimischen eine Motivation haben, auch die letzten verbliebenen natürlichen Motus nieder zu brennen. Das sind die einzigen Orte, an denen noch Vögel leben und nisten. Kokospalmen haben außerdem zu flache Wurzeln, um dem Ansturm des Ozeans zu widerstehen, somit beginnt Erosion an den Inseln zu nagen.

Es gibt in den Tuamotus viele unbewohnte, kleine Atolle und wir gingen davon aus, dass diese wild und unberührt wären, doch mittlerweile mussten wir herausfinden, dass selbst diese in der Vergangenheit von wohlmeinenden Organisationen in Kokosplantagen umgewandelt wurden. Meist wurden bei diesen Aktionen auch Ratten eingeschleppt, die dann den letzten verbleibenden Eiern und Küken den Garaus machen.

Letztes Jahr zogen einige Leute vom Nachbaratoll Faaite auf das für eine lange Zeit unbewohnte Tahanea und wir sehen schon jetzt die Effekte. Wir hatten gehofft, dass sie ihre Aktivitäten auf die langen Motus im Norden, Osten und Südosten von Tahanea beschränken würden, wo schon vorher Kokosplantagen bestanden. Doch beim Besuch der drei Motu-Ansammlungen im Südwesten, die früher Vogelinseln waren, haben wir bereits weniger Seeschwalben gesehen (ihre Eier gelten als Delikatesse) und gestern fanden wir zu unserem Schrecken ein Kokosfleisch-Trocknungs-Zelt auf einem der großen Vogelmotus. Im Oktober 2014 ankerten wir vor genau diesem Motu und schrieben einen Blog mit dem Titel ‘Die Geräusche eines Motus’, wo wir das Kreischen, Gackern, Quietschen und Fiepen der erwachenden Vögel mit dem Südamerischen Dschungel verglichen. Heute Morgen lauschten wir wieder, aber nur ein paar vereinzelte Rufen drangen herüber. Die Stille des Motus ist ein stummer Schrei nach Hilfe.

1 comment

  1. Norbert says:

    Hallo, wir waren 2007 fuer 2 Monate dort. Es gab eine kleine Kirche, zwei sehr grosse Wassertanks. Alles verlassen.
    Es gab sehr viele Kokosnusskrabben, aber man musste nachts los
    und Erfahrung haben.
    Ich hatte den Eindruck, dass die Inseln verlassen werden und die Natur zurueckkommt.
    Euer Bericht macht mich so traurig
    Wo soll man denn noch hin. Wir haben 7 Monate auf dem Kanton Atoll verbracht, Kiribas, heute ist es nur noch moeglich fuer Supereiche wegen des Permit dort hinzufahren.
    Wir sind jetzt in Brasilien und der Gedanke an Tahanea oder vieleicht andere unbewohnte Atolle hat mich bewogen ueber eine zweite Pazific Reise nachzudenken.
    Nun habe ich Euren Beitrag gelesen und erkannt, das es eine Illussion war.
    Damals habe ich immer gesagt hinter uns klappen die Tore zu.
    Nun stehen wir tatsaechlich vor diesen Toren.
    Brasilien ist noch immer schoen aber es ist nicht mehr das gleiche.
    Was sollen wir tun, ein wenig Spiesserleben in der Karibik und dann
    verkaufen bevor unsere schoenen Erinnerungen ueberdeckt werden ?

    Gruss Norbert
    SY Antje

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