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2023
02
May

Ausbau eines Gummi-Wellenlagers

Wir verbrachten eine Woche damit Mechanikern nachzulaufen, um uns beim Austausch unseres Wellenlagers zu helfen. Wir wurden vertröstet und mit unmöglichen Lösungen hingehalten, bis Christian am Ende selbst einen Extraktor improvisierte. Dazu braucht man nur: 2 massive Holzstücke, 1 Stahlrohr, 2 Gewindestangen, 4 große Beilagscheiben und 6 Muttern!

Als wir vor 3 Jahren das letzte Mal das Wellenlager tauschten, konnten wir in Tahiti nur eins aus Gummi finden (Nitril) und zwar ohne das sonst übliche Metallgehäuse. Wir dachten uns damals nichts dabei, aber würden so ein Teil nie wieder kaufen – alle Versuche es mit immer größeren Hammern herauszuschlagen, prallten im wahrsten Sinne des Wortes von dem widerspenstigen Ding einfach ab.
Wir sprachen verschiedene Handwerksfirmen in der Vuda Marina an, aber alle vertrösteten uns auf bald/morgen/morgen, tauchten nie auf oder behaupteten wir müssten die Welle ausbauen (eine Riesenaktion auf Pitufa, denn dazu muss man auf der Motorseite nicht nur die Aquadrive Unit und sogar das Getriebe ausbauen, sondern auf der Außenseite auch noch den Skeg abbauen!!)
Bald diskutierte die halbe Werft unser Problem und die Ratschläge reichten von Trockeneis, über Schmelzen bis zum Abschneiden und Wiederanschweissen der Aufhängung (P-bracket).
Am Ende besann sich Christian auf seinen Mad-Max Ingenieursansatz, der uns schon oft unterwegs aus der Patsche geholfen hat. Er fand in unserem Fundus alle dazu notwendigen Teile und improvisierte schnelle einen Extraktor! Sobald der eingerichtet war, zog er die Muttern an den Gewindestangen langsam an und erhöhte so graduell den Druck auf das Stahlrohr, das gegen den Gummi drückte. Die Muttern fraßen sich zweimal am Gewinde fest, das Holz zersprang beinah, aber plötzlich war der Widerstand weg und das Lager bewegte sich! Sobald es locker war, ließ es sich aus der Aufhängung hämmern und Christian konnte es mit einer Stichsäge durchschneiden und wir konnten das neue Lager montieren!


4 comments

  1. uli says:

    schön geschrieben. der Glücksmoment, wenn ein selbstgetüfftelter Hack Erfolg hat, kommt gut rüber ! Glückwunsch !

    1. Christian says:

      Danke dir! Hab schon fast aufgeben wollen nachdem sich das gewinde festgefressen hat. Abgeschnitten, neu positioniert und mit Fett nochmals probiert.

  2. Matthias says:

    Spannend! Auf das Holz bin ich nicht gekommen, aber WD 40 half bei mir das Lager ins “gleiten” zu zwingen. Ich hätte das Stahlrohr halbiert und die zwei Halbschalen aufgesetzt. Auf Holz wäre ich nie gekommen. Gratuliere für die innovative Lösung!

    1. Christian says:

      Es war ein irrer Druck notwendig, beinahe zu viel fuer die Edelstahl-Gewindestangen. Das Lager war zusaetzlich mit Sikaflex reingeklebt…

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